Presseerklärung: Rabbiner wurde Opfer einer Gewalttat
Rabbiner wurde Opfer einer Gewalttat „Vor den Augen seiner kleinen Tochter ist ein Rabbiner der Jüdischen Gemeinde von vier jungen Männern in Berlin überfallen und antisemitisch beleidigt worden. Der 53-Jährige war am Dienstagabend mit dem sechsjährigen Mädchen auf einer Straße im Stadtteil Schöneberg unterwegs, als die nach Polizeiangaben vermutlich arabischstämmigen Jugendlichen den Mann angriffen.“ schrieb heute die Internetzeitschrift FOCUS-Online.
Ob die Vermutung der Polizei bezüglich der Abstammung der Täter zutrifft oder nicht und unabhängig von der Motivation der Täter einen Rabbiner anzugreifen und zu beleidigen, verurteilt die Islamische Föderation in Berlin diesen Angriff aufs Schärfste. Dass die Polizei hier eine Vermutung über die Abstammung der Täter äußert, ohne ihre Ermittlungen abgeschlossen zu haben, ist bedauerlich. Durch die Äußerung der Polizei sind alle arabischstämmigen Muslime in Verdacht geraten, Gewalt gegenüber Bürgern mit jüdischem Hintergrund ausgeübt zu haben oder bereit sind auszuüben. Dass die Polizei einen Angriff von Rechtsradikalen ohne Weiteres ausschließen konnte, ist ebenso verwunderlich. Unser Mitgefühl gilt dem Opfer dieser Straftat.
Hoffentlich gelingt es der Polizei die Täter zu ermitteln und Klarheit in der Sache zu schaffen. Leider hat der Respekt gegenüber Religion, Religiosität, Religionsgemeinschaften und ihren Vertretern (Imame, Pfarrer oder Rabbiner) stark abgenommen. Gewalttaten gegenüber Andersgläubigen durch Brandanschläge an Moscheebauten , durch Beleidigungen von Gläubigen durch das Ausstellen von Karikaturen, durch Diskriminierungen auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt sind leider Alltag geworden. Das Köllner Urteil zu Beschneidungen von Jungen aus religiöser Motivation hat symbolischen Charakter für den abnehmenden Respekt gegenüber der Religion. Wer möchte, dass sein Glaube oder seine Weltanschauung respektiert wird, muss zunächst selbst Respekt gegenüber anderen aufbringen. Der Übergriff auf den Rabbiner der jüdischen Gemeinde ist Teil der Gewalt, den religiöse Bürger tagtäglich erfahren. Dass diese Gewalttat durch Äußerung einer ungewissen Vermutung der Polizei wiederum auf eine andere Religion übertragen wird, ist ein Dilemma. Die Islamische Föderation in Berlin wünscht dem Opfer dieser Gewalttat baldige Genesung und hofft, dass die Gewalt in unserem Lande gegenüber Muslimen und Juden ein Ende nimmt. Berlin, 30.08.2012 Fazli Altin Präsident der Islamischen Föderation in Berlin