Gemeinsam gegen antimuslimischen Rassismus: Ein Aufruf der Islamischen Föderation Berlin
15. März 2024 – Ein bedeutsamer Tag des Widerstands und der Solidarität
Heute, am 15. März 2024, versammeln wir uns, die Islamische Föderation Berlin, vor der Mevlana Moschee, um ein kraftvolles Zeichen gegen den antimuslimischen Rassismus zu setzen, der tief in den Strukturen unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Erinnern wir uns: die Einführung des Internationalen Tages gegen Islamfeindlichkeit erfolgte vor dem Hintergrund einer alarmierenden Zunahme von Vorurteilen, Diskriminierung und Hassverbrechen gegenüber Muslimen in verschiedenen Teilen der Welt. Heute vor fünf Jahren am 15.März 2019, zum Freitagsgebet ereignete sich das Massaker in Christchurch. Ein Rechtsterrorist greift zwei Moscheen in Neuseeland an und ermordet auf brutalste Weise 51 Menschen, darunter auch Kinder. 40 weitere werden teilweise lebensgefährlich verletzt.
Das Massaker in Christchurch ist ein tragisches Beispiel für die tödlichen Folgen von Islamfeindlichkeit und zeigt, wie Vorurteile und Hass zu extremistischer Gewalt führen können. Es ist ein Weckruf für uns alle, gemeinsam gegen Hass und Intoleranz anzutreten und eine Kultur der Akzeptanz und des Respekts zu fördern.
Die Realität, mit der wir konfrontiert sind, ist eine, in der Vorurteile und Hass nicht nur in Worte, sondern auch in Taten münden. Die vergangenen Jahre haben eine alarmierende Zunahme von Angriffen auf unsere heiligen Stätten und Gemeinschaften verzeichnet. Mit Hunderten von Anschlägen auf Moscheen steht fest: Dieser Hass ist eine reale und gegenwärtige Bedrohung. Ein trauriger Höhepunkt dieser Gewalt war der Anschlag auf die Mevlana Moschee im Jahre 2014, ein Ereignis, das uns schmerzlich daran erinnert, wie aus Abneigung und Hass Gewalt erwachsen kann.
Angesichts dieser inakzeptablen Zustände erheben wir, die muslimische Gemeinde, unsere Stimme, um folgende Forderungen zu stellen:
1. Eine effektive Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus und jeglicher Form der Diskriminierung.
2. Die Einführung von Bildungsinitiativen, die auf die Wertschätzung von kultureller und religiöser Vielfalt ausgerichtet sind.
3. Die Etablierung von sicheren Dialogräumen für alle Gemeinschaften, um Verständnis und gegenseitigen Respekt zu fördern.
4. Ein deutliches Commitment von Politik und Gesellschaft zum Schutz religiöser Einrichtungen und der freien Religionsausübung.
Unsere Kundgebung heute ist mehr als ein Protest – sie ist ein Aufruf zu Solidarität, Verständnis und einem gemeinsamen Streben nach einer Gesellschaft, in der alle Menschen frei von Angst und Diskriminierung leben können. Es ist ein Appell, gemeinsam gegen die Fluten des Hasses zu stehen, die nicht nur muslimische Gemeinschaften, sondern jede Form der Diversität bedrohen.
Wir stehen hier nicht allein. Unser Kampf gegen antimuslimischen Rassismus ist auch ein Kampf für die Würde und Rechte aller Minderheiten und diskriminierten Gruppen. In der Einheit liegt unsere Stärke, in der Vielfalt unsere Schönheit und im gemeinsamen Handeln unsere Hoffnung.
An diesem Tag bekräftigen wir unseren unerschütterlichen Glauben an eine Welt, in der Toleranz, Respekt und gegenseitige Achtung die Grundpfeiler des Zusammenlebens bilden. Möge dieser 15. März ein Wendepunkt sein, ein Tag, der uns daran erinnert, dass der Weg zur Überwindung von Hass und Intoleranz in der Solidarität und im gemeinsamen Engagement für Gerechtigkeit liegt.
Für eine Welt, in der kein Platz für antimuslimischen Rassismus ist – heute, morgen und immer.
Imam Murat Gül
Vorsitzender der Islamischen Föderation Berlin