Konferenz zur Berechnung der Gebetszeiten in Deutschland am 12. März 2016
Die Islamische Föderation in Berlin hatte sich in der Vergangenheit immer wieder dafür stark gemacht, dass alle Religionsgemeinschaften in Berlin einheitliche Gebetszeiten führen. Umso erfreuter waren wir, als wir erfuhren, dass mit der ersten Konferenz zur Berechnung der Gebetszeiten in Deutschland, die durch verschiedene Religionsgemeinschaften organisiert und am Samstag, den 12.03.16, in Berlin ausgetragen wurde, sogar ein nationales Lösungskonzept angestrebt wird.
Zum Nachlesen: die Deutschübersetzung des Abschluss-berichts
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Friede und Segen sei auf dem Gesandten Allahs, auf seiner Familie und seinen Gefährten.
Am Samstag, den 12.03.2016 wurde in Berlin durch die Einladung des Fatwa Ausschusses in Deutschland, der dem europäischen Rat für Fatwa und Forschungen angehört, das erste wissenschaftliche Symposium unter der Überschrift „Berechnung der Gebetszeiten in Deutschland und der Grad der Möglichkeit sie zu vereinheitlichen“ ausgetragen.
Am Symposium nahmen viele Rechtsgelehrte und Wissenschaftler der Astronomie teil sowie die Vertreter verschiedener islamischer Religionsgemeinschaften, wie z.B. die Präsidenten der Türkischen Religionsanstalt (Diyanet) und der Milli Görüs. Das Symposium begann am Morgen um 10:30 Uhr und wurde durch eine Koranrezitation eröffnet, danach gab es Eröffnungsreden des Fatwa Ausschusses in Deutschland, des ZMD, des Islamrates, des europäisches Rates für Fatwa und Forschung und des Schura-Rates für die islamischen Bildungszentren in Berlin.
Im astronomischen Teil der Thematik präsentierte Ilhan Balci von der Milli Görös eine Forschungsarbeit mit dem Titel „Die Berechnungsgrade für die Gebetszeiten in Deutschland“. Es folgte eine Diskussionsrunde unter der Leitung von Abdullah Jaber. Im Anschluss hielt der Vertreter der Diyanet, Dr. Mustafa Dadaş, einen Vortrag zu den astronomischen und islamrechtlichen Grundlagen für die Berechnung der Gebetszeiten, welcher durch den Vertreter der Milli Görüs, Nihat Abdulkuddus, mit einigen Anmerkungen und Erklärungen hinsichtlich des Standpunktes der Milli Görüs zu dieser Thematik ergänzt wurde. Der Tagungsabschnitt endete mit einer abschließenden zweiten Diskussionsrunde aller Teilnehmer.
Im islamrechtlichen Teil über diese Thematik präsentierte Prof. Dr. Ali al-Qurra Daghi, der Generalsekretär der „Internationalen Union muslimischer Gelehrter“ (IUMS), eine Studie über die anerkannten Grade bei der Berechnung der Gebetszeiten und des Imsaks (Antritt des Morgengrauens) in Deutschland. Daran schloss eine Präsentation des Sheikh Dr. Abdullah Ibn Yusuf al-Jadi, dem stellvertretenden Vorsitzenden des „Europäischen Rates für Fatwa und Forschung“ (ECFR), über die nächstmögliche anerkannte zulässige Grenze im islamrechtlichen Sinne an. Danach behandelte Sheikh Hussein Halawa das Thema „Geschlossenheit der islamischen Reihen“ und deren Einfluss im islamrechtlichen Findungsprozess. Den letzten Vortrag hielt Dr. Umar Abdulkafi über die Rolle der Imame und islamischen Zentren im Einheitsprozess der Muslime und über Meinungsverschiedenheiten, worauf eine Diskussionsrunde mit den teilnehmenden Gästen folgte.
Auf Grundlage der durch die Vorträge, Erörterungen und Diskussionen erlangten Erkenntnisse zogen sich die Vertreter für die Formulierung einer Abschlusserklärung in eine geschlossene Sitzung zurück. Im Anschluss wurde folgendes preisgegeben:
1. Das Thema Gebetszeiten ist ein Thema, in dem „ijtihad“ verlangt wird, und in dieser Angelegenheit muss eine weitgefasste Auslegung des islamischen Rechts herrschen.
2. Die Konferenz der Muslime in Europa forderte eine bessere und geeignetere Umsetzung der „maqaasid al-sharii‘a“, der Prinzipien der Scharia, wie zum Beispiel die Beseitigung von Unannehmlichkeiten, die Erleichterung für die Muslime und in die Vereinheitlichung gottesdienstlicher Handlungen. Und dies so gut es geht.
3. Für die Umsetzung des Vorangegangenen wurde auf der Konferenz die Bildung eines Ausschusses von Rechtsgelehrten und Gelehrten der Astronomie beschlossen zur Erstellung eines einheitlichen Gebetskalenders für Deutschland. Im Jahr 2017 soll damit begonnen werden. Der Fatwa-Ausschuss verfolgt in Koordination mit anderen Institutionen in Deutschland die Verwirklichung des Gebetskalenders.
4. Die Bestätigung dessen, dass die Zeit des Morgengebets die Zeit von Imsaak ist und die Zeit des Abendgebets die Zeit von Iftar (Zeit des Fastenbrechens) ist.
5. Die Konferenz empfiehlt der Allgemeinheit der Muslime in Deutschland, sich an Institutionen zu halten, die den gemeinschaftlichen ijtihad fördern, wie der Europäische Rat für Fatwa und Forschung und andere, und, dass die Fatwa dieser Institutionen einer einzelnen Fatwa vorzuziehen ist. Und das die Rechtsmeinung die richtige ist, welche die Gesetze des Landes berücksichtigt sowie die Umstände bezogen auf die Arbeit, den Beziehungen mit dem Nachbarn etc.
6. Die Konferenz teilt allen Muslimen in Deutschland ausdrücklich mit, dass es sehr wichtig ist, darauf zu achten, dass die Termine für das Fasten und die Festtage identisch sind. Ebenso, dass die Einheit der Muslime in einem Land zur Pflicht gehört.
Und am Ende dieser Konferenz bedankt sich das Fatwa-Komitee in Deutschland ausdrücklich bei allen Beteiligten und Helfern, die dazu beigetragen hatten, dass diese Konferenz stattfinden konnte. Besonderer Dank gebührt dem islamischen Schura-Rat in Berlin, den Imamen und Predigern und den Verantwortlichen der islamischen Zentren, die aus allen Teilen Deutschlands gekommen sind.
Und alles Lob gebührt dem Herrn der Welten, und Allahs Segen und Frieden seien auf den Propheten Muhammad und seiner Familie und Freunden.